Spoiler
- Probiotika vor der Reise in ferne Länder einzunehmen, senkt das Risiko für Durchfallerkrankungen.
- Anderes Essen? Zu wenig Ballaststoffe in der Nahrung und zu geringe Flüssigkeitszufuhr sind Hauptursache für Verstopfung auf Reisen.
- Vor Bootsfahrten oder kurvigen Autostrecken hilft es, etwas trockenes Brot zu essen, um von Übelkeit verschont zu bleiben.
Manche Reiseländer wie die südamerikanischen oder südostasiatischen stehen unter Generalverdacht für Durchfallerkrankungen. Das liegt nicht unbedingt an schlechten Hygienestandards, sondern vor allem daran, dass die dort vorkommenden Krankheitserreger für unser europäisches System unbekannt sind. Doch ist auch Verstopfung auf Reisen in diese Länder keine Seltenheit.
Cook it, peel it or forget it
Diese Faustregel ist so simpel wie wirksam: Was du nicht kochen oder schälen kannst, lieber weglassen. «Daneben ist Hygiene, allem voran das gründliche Händewaschen, die beste Vorsorge, um Magen-Darm-Infekte unterwegs und in fernen Ländern zu vermeiden», sagt Dr. Martin Wilhelmi, Facharzt für Gastroenterologie. Je nach Reiseland und Unterbringung ist es ratsam, Wasser nur aus gekauften Flaschen zu trinken.
Gefürchteter Reisedurchfall
Die häufigste Magen-Darm-Erkrankung im Urlaub ist die sogenannte Reisediarrhoe. «Viren, Bakterien oder Parasiten können den Durchfall auslösen», so Dr. Wilhelmi. «Ebenso Salmonellen durch den Konsum von verdorbenen Eierspeisen und Geflügel. Auch Covid kann zu Magen-Darm-Infekten führen.»
Meist reicht es, für einige Tage auf feste Nahrung und vor allem auf Milchprodukte zu verzichten und viel zu trinken. Bouillon oder gezuckerter Tee rehydrieren. Solange Durchfälle anhalten, müssen pro Tag 40 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen werden – das macht drei Liter bei einem Gewicht von 75 Kilo. «Elektrolytlösungen aus der Apotheke können hier helfen», so der Gastroenterologe. Von Durchfallstoppern, Tabletten mit dem Wirkstoff Loperamid, rät er eher ab. «Sie verlangsamen die Darmbewegungen und sollten bei infektiösem Durchfall eher gemieden werden.» Bei blutigem oder anhaltendem Durchfall und Fieber sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Wieso Montezumas Rache?
Montezuma war der letzte Herrscher der Azteken, bevor die Spanier ihr Land eroberten. Da die Europäer auf ganz neue Erreger stiessen und häufig Durchfall bekamen, spricht man bis heute von Montezumas Rache.
Verstopfung auf Reisen ist häufig
Zu wenig getrunken, zu schlecht gegessen: Flüssigkeitsmangel und wenig Ballaststoffe in der Nahrung sind die Hauptursachen für Verstopfung. «Auf Reisen kann die Luftveränderung, auch die Flugzeugluft, eine bestehende Verstopfung verschlimmern», erklärt Dr. Wilhelmi. Das Zurückhalten von Stuhlgängen, weil gerade keine Toilette in der Nähe ist – oder diese in einem abschreckenden Zustand – verstärkt den Stillstand der Verdauung noch.
Erste Massnahmen gegen Verstopfung? Auch auf Reisen viel trinken und viel bewegen. Magnesium bringt den Darm wieder in Bewegung und ein Esslöffel Olivenöl kann helfen, die Verstopfung zu lösen. Natürliche Abführmittel sind Feigensirup, getrocknete Pflaumen und Sauerkraut. Wer weiss, dass er zu Verstopfung auf Reisen neigt, kann Flohsamenschalen einpacken und täglich einen Löffel davon zu sich nehmen – etwa in Fruchtsaft oder Müsli. «Hilft das alles nicht, kann ruhig ein Abführmittel aus der Apotheke genommen werden. Sie schaden dem Darm nicht», betont der Experte. Treten zusätzlich zur Verstopfung starke Bauchschmerzen auf, ist ein Arztbesuch wichtig. Es besteht die Gefahr eines Darmverschlusses.
Übelkeit und Erbrechen
Auch wenn Erbrechen, wie Verstopfung auf Reisen, meist harmlos ist, eine Belastung ist es allemal und je schneller es vorüber ist, desto besser. «Meist stecken Infektionen des Magendarmtraktes dahinter. Eine Staphylokokken-Infektion durch kontaminierte Lebensmittel können zu unmittelbarem Erbrechen führen», meint Dr. Wilhelmi. Gegen die Übelkeit helfen Ingwer- und Minztee. Damit sich das System erholen kann, sollte eine Ess-Pause eingelegt und ausreichend getrunken werden. Gegen schweres Erbrechen helfen sogenannte Antiemetika – Medikamente, die Übelkeit und den Brechreiz unterdrückten.
«Erst wenn Übelkeit und Erbrechen länger bestehen, ist ein Arztbesuch nötig. Magengeschwüre, Entzündungen oder Tumore sollten dann als Ursache ausgeschlossen werden. Bei Frauen auch eine Schwangerschaft», so Dr. Wilhelmi.
Seekrank?
Nicht nur auf Bootsfahrten bei Wellengang, auch Busfahrten auf einer Serpentinenstrecke oder Turbulenzen im Flieger können Reiseübelkeit auslösen. Im Englischen spricht man von «motion sickness», denn es sind die ungewohnten Bewegungen, die das Gehirn durcheinanderbringen und Übelkeit verursachen. Ein paar Tipps: Die Fahrten nicht mit leerem Magen antreten. Besser eine leichte Mahlzeit mit etwas Trockenem wie Brot zu sich nehmen. Während der Fahrten sind Lesen und der Blick aufs Telefon absolut tabu. Aus dem Fenster zu schauen oder zu schlafen beugt vor. Tabletten, Zäpfchen oder Kaugummi gegen Reiseübelkeit blockieren im Hirn einen Botenstoff, der Erbrechen auslöst und machen nebenbei etwas müde.
Tipps gegen Durchfall und Verstopfung auf Reisen
Probiotika
Bereits vor einer Reise in ein Land mit hohem Durchfallrisiko ein Probiotikum einzunehmen, kann das Risiko senken. Am besten sind Produkte mit Laktobazillen und mehreren Bakterienkulturen.
Reiseapotheke
Je nach Reiseland könnten besondere Impfungen erforderlich sein. Ansonsten ist es praktisch, vorgefertigte Päckchen mit Elektrolyten und Schmerzmittel dabei zu haben.
DIY Elektrolyte
Durchfall und nichts zum Rehydrieren dabei? Diese Elektrolytlösung zum Selbstmischen wird von der WHO empfohlen: 4 Teelöffel Zucker, ¾ Teelöffel Salz, 1 Teelöffel Natron, 1 Becher Orangensaft auf 1 Liter Wasser geben.