Spoiler
- Ein Herzinfarkt äussert sich durch Schmerzen und ein Druckgefühl in der linken Brust. Atypische Beschwerden erschweren die Diagnose.
- Ein Infarkt wird durch verstopfte Blutgefässe ausgelöst. Im Notfall muss die Versorgung des Herzens schnell wiederhergestellt werden.
- Durch eine gesunde Ernährung, Sport und den Verzicht auf Nikotin lässt sich das Risiko für einen Herzinfarkt minimieren.
«Grundsätzlich ist jedes intensive Schmerz- oder Druckgefühl zwischen Kinn und Bauchnabel verdächtig», meint Prof. Lorenz Räber. Am häufigsten wird jedoch ein linksseitiger Schmerz oder Druck beklagt. Atemnot, Übelkeit, starkes Schwitzen und plötzliche Erschöpfung stellen weitere Symptome dar. «Bei Diabetikern sind allerdings auch Infarkte ohne Schmerzempfinden möglich», erklärt der Leiter des Herzkatheterlabors am Inselspital Bern. «Beim Herzinfarkt bei Frauen treten zudem häufiger eher atypische Beschwerden auf. Diese machen es gelegentlich auch erfahrenen Medizinern nicht leicht, den Herzinfarkt sofort zu erkennen.»
Ursachen und Risikogruppen
Die Ursache für einen Herzinfarkt ist häufig ein blockiertes Herzkranzgefäss: Der Herzmuskel wird nicht mehr durchblutet und erleidet einen Sauerstoffmangel. Wird das Gefäss nicht zeitnah eröffnet, kann ein Herzinfarkt dauerhafte Schäden hinterlassen. Doch so unerwartet und plötzlich ein Infarkt auch auftreten mag: Die Voraussetzungen für dessen Entstehung bilden sich über viele Jahre. Der Herzinfarkt entsteht im Bereich von gefährlichen Ablagerungen. «Es handelt sich um einen jahrzehntelangen Prozess als Ergebnis von Risikofaktoren und/oder genetischer Vorbelastung», meint Prof. Räber.
Als genetisch vorbelastet gelten Menschen, deren direkte Verwandte in der ersten Lebenshälfte einen Herzinfarkt erlitten haben. Risikofaktoren sind Nikotinkonsum, Diabetes, Bluthochdruck, erhöhter Blutfettspiegel, erhöhte Entzündungsaktivität, Nierenschwäche und Übergewicht. «Je mehr Faktoren zusammenkommen, umso höher ist das Risiko eines Herzinfarkts», erklärt der Herzspezialist.
Herzinfarkt: schnelle Reaktion erforderlich
Tritt der Ernstfall ein, ist schnelle Hilfe gefragt: Der Betroffene sollte in eine Ruheposition gebracht werden. Bei Bewusstlosigkeit ohne Puls sind sofortige Wiederbelebungsmassnahmen entscheidend. In jedem Fall muss die Rettungsambulanz hinzugerufen werden. Diese entscheidet noch vor Ort, ob der Vorfall näher abgeklärt oder die Herzkatheterabteilung aufgesucht werden sollte.
«Glücklicherweise gibt es in der ganzen Schweiz kaum einen Ort, von dem aus nicht innerhalb von 30 bis 40 Minuten eine solche Einrichtung erreicht werden kann», beruhigt Prof. Räber. Der Experte erklärt die Herzinfarkt-Behandlung: «Absolut entscheidend ist eine schnelle Öffnung der verstopften Herzkranzgefässe. Je schneller das geschieht, desto weniger Herzmuskel geht zugrunde. Davon hängen die verbleibende Leistungsfähigkeit und die Prognose ab.»
Ballonkatheter
Der Kardiologe Andreas R. Grüntzig revolutionierte 1974 die Herzmedizin mit der Erfindung des Ballonkatheters, den er erstmals einem Patienten am Kantonsspital Zürich zur Erweiterung verengter Herzkranzgefässe einsetzte. Mittlerweile gehört dieser Eingriff zu den häufigsten in der Herzmedizin.
So lässt sich ein Herzinfarkt vorbeugen
Betroffenen wird in der Regel eine medikamentös beschichtete Gefässstütze implantiert. Diese soll das Wiederverschliessen des Gefässes verhindern. Blutverdünner, Medikamente gegen Herzschwäche und Cholesterinsenker gehören ebenfalls zur standardmässigen Nachbehandlung. Im Anschluss an die Behandlung folgt oft eine kardiale Rehabilitation, die meist ambulant durchgeführt wird.
«Vorbeugen lässt sich ein Herzinfarkt in erster Linie durch das Vermeiden der Risikofaktoren», kommentiert Prof. Räber. Darüber hinaus empfiehlt sich ein gesundes Leben mit reichlich körperlicher Bewegung und ausgewogener, mediterraner Ernährung.
«Wichtig ist ausserdem, Blutdruck sowie Cholesterin- und Entzündungsspiegel in Vorsorgeuntersuchungen überprüfen zu lassen», empfiehlt der Herzmediziner. In Abhängigkeit der Ergebnisse werden dann allenfalls weitere Untersuchungen veranlasst oder der Einsatz von prophylaktischen Medikamenten wie Blutverdünner oder Blutfettsenker empfohlen.
Symptome bei Mann und Frau
Symptome bei Männern
Der Herzinfarkt zeigt sich durch einen beklemmenden Druck in der Brust und Schmerzen, die in die Schultern, zum Hals oder in den Bauch strahlen können. Diese Beschwerden halten länger als 15 Minuten an. Begleitet werden sie häufig von Atemnot, Schweissausbrüchen, Gesichtsblässe und plötzlicher Todesangst.
Symptome bei Frauen
Die männlichen Symptome gelten oft als ‘typisch’, weshalb Herzinfarkte bei Frauen häufig nicht oder zu spät festgestellt werden. Bei ihnen äussert sich der Infarkt nicht selten durch Atemnot, spontane, unerklärliche Übelkeit bis hin zu Erbrechen und ein Druckgefühl in der Brust, das sich bis zum Rücken oder in den Bauch ausbreiten kann.