Spoiler
- Nachlassende Kraft und Gleichgewicht sowie Einschränkungen beim Sehen und Hören können im Alter vermehrt zu Stürzen führen.
- Wer bereits einmal gestützt ist, hat ein höheres Risiko, erneut zu verunfallen. Stürze im Alter können schwerwiegende körperliche und psychische Auswirkungen haben, wie Knochenbrüche oder soziale Isolation.
- Massnahmen zur Reduzierung der Sturzgefahr umfassen das Erkennen und Beseitigen von Stolperfallen im Haushalt sowie spezielles Training zur Verbesserung der Mobilität.
- Künstliche Intelligenz kann helfen, das Sturzrisiko zu minimieren und im Ernstfall sofort Pflegekräfte zu informieren
Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) stürzen in der Schweiz jährlich zirka 286’000 Personen, die Mehrheit ist über 65. «Die Sturzgefahr erhöht sich durch fortschreitendes Alter, denn der Gleichgewichtsinn, die Kraft und Koordination lassen nach. Dazu kommen Einschränkungen des Hör- und Sehvermögens, welche die Fortbewegung unsicher machen. Darüber hinaus sind geistige Beeinträchtigungen und Verwirrtheit häufige Ursachen für Stürze», erklärt Luca Risi, Direktor von Senevita Casa. Gewisse Medikamente oder Kombinationen können den Gleichgewichtsinn weiter verschlechtern. «Das grösste Risiko für Stürze haben Personen, die in ihrer Vergangenheit bereits gestürzt sind», sagt Risi.
Weitreichende Auswirkungen von Stürzen
«Folgen eines Sturzes im höheren Alter können Blutergüsse, Risswunden oder Knochenbrüche sein, für die besonders Personen mit Osteoporose anfällig sind. Rund die Hälfte der Gestürzten kann nicht alleine aufstehen und sind auf Hilfe angewiesen. Dies erhöht das Risiko für eine Unterkühlung und als Folge für eine Lungenentzündung. Doch auch die Gefahr einer Dehydrierung oder des Wundliegens (Dekubitus) besteht», führt Risi aus.
Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Nachwirkungen eines Sturzes: «Die Vorstellung eines weiteren Unfalls löst bei vielen Gefährdeten Angst aus. Sie reduzieren ihre Aktivität und ziehen sich zurück. Diese soziale Isolation kann zu Depressionen führen», weiss der Direktor von Senevita Casa. Doch wer sich aus Furcht vor einem weiteren Sturz weniger bewegt, baut seine Muskeln ab, wodurch die Sturzgefahr steigt.
Stolperfallen vermeiden – Sturzgefahr verringern
Die Sturzgefahr kann durch einfache Massnahmen verringert werden, indem zum Beispielsweise Stolperfallen entfernt werden. Zu den typischen Stolperfallen zählen Teppiche, Kabel, Stufen oder Türschwellen. Schuhe mit rutschiger Sohle oder Socken ohne Anti-Rutsch-Effekt erhöhen das Risiko für einen Unfall ebenfalls. Fachleute und Angehörige können den Haushalt auf Stolperfallen überprüfen und so ein sichereres Umfeld schaffen. «Sturzgefährdete sollten sich bei der Ärztin oder dem Arzt über mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten beraten lassen», rät Volker Löchteken, Leiter Pflegequalität und Bildung bei der Senevita Gruppe.
Gefährdete und Angehörige finden schweizweit verschiedene Beratungsstellen, wo sie sich über Sturzprävention informieren können. Dazu gehören:
Training für mehr Mobilität
Ein spezielles Training zur Sturzprävention erhöht die Mobilität der Gefährdeten. «Es beruht auf Gleichgewichtsübungen, Krafttraining und der Einübung des richtigen Verwendens von Hilfsmitteln, wie beispielsweise dem Rollator», erklärt Löchteken. Durch das Training soll den Gefährdeten zudem die Angst vor weiteren Stürzen genommen werden.
Das Training kann in der Gruppe oder als Einzellektion erfolgen. Die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
Sturzgefahr durch Künstliche Intelligenz reduzieren
In den letzten Jahren wurden viele Geräte und Hilfsmittel entwickelt, um das Sturzrisiko zu minimieren oder, falls es doch zu einem Sturz gekommen ist, Angehörige oder Pflegekräfte rasch zu informieren. Künstliche Intelligenz (KI) wird auch im Pflegealltag immer wichtiger. Die Senevita Gruppe hat bei besonders sturzgefährdeten Personen cogvisAI in den Pflegezimmern installiert. Dabei handelt es sich um ein Gerät, dass mittels 3D-Smartsensoren Bewegungen im Raum erfasst und auswertet. «Die KI interpretiert diese Daten und schätzt ein, ob eine unmittelbare Sturzgefahr besteht oder ob bereits ein Sturz erfolgt ist», führt Risi, der die Einführung von cogvisAI in der Senevita Gruppe begleitet hat, aus. Im Ernstfall kann die KI Pflegekräfte direkt informieren.
Wenn es doch zum Sturz kommt
«Ist eine Person gestürzt, muss sie zuerst auf Verletzungen überprüft und diese erstversorgt werden», so Löchteken. «Pflegefachkräfte, die Hausärztin oder der Hausarzt sowie Angehörige sollten über den Sturz informiert werden», empfiehlt er. Die oder der Betroffene müssen beobachtet werden, um Spätfolgen rechtzeitig zu erkennen. «In Pflegeheimen werden regelmässig Sturzprotokolle analysiert, um zu sehen, ob zukünftig Stürze vermieden werden können», sagt Löchteken.