Yoga bei Osteoporose

Zur Behandlung und Vorbeugung

Frau Walter, wie kann Yoga unseren Knochen behilflich sein?

Unsere Knochen gewinnen an Stärke und Dichte, wenn wir sie regelmässig wohlüberlegtem Druck aussetzen. Yoga ist perfekt dafür, denn es stärkt die Knochen durch mechanische Belastung. In den traditionellen Haltungen wie dem «Krieger» und dem «Baum» üben wir einen sanften Druck auf unsere Knochen aus, stimulieren Osteoblasten –  spezialisierte Zellen im Knochengewebe, die für die Bildung neuer Knochensubstanz verantwortlich sind –und unterstützen somit den Knochenaufbau. Durch eine regelmässige Praxis werden Spannungen gleichmässig über den gesamten Körper verteilt und es entstehen winzige Mikrotraumata, die letztlich zu einer Regeneration und Festigung unserer Knochen beitragen.

Zudem verbessert Yoga auch das Gleichgewicht und die Flexibilität. Warum ist das bei Osteoporose so wichtig?

Durch die Gleichgewichts- und Dehnübungen wird die Propriozeption, also das Körperbewusstsein, die Koordination und die Flexibilität gestärkt. Diese ganzheitliche Stabilisierung ist wichtig, um das Risiko von Stürzen zu reduzieren, was gerade bei Osteoporose-Betroffenen ein bedeutendes Thema ist.

Gibt es spezifische Yoga-Übungen, die besonders vorteilhaft für Menschen mit Osteoporose sind?

Auf jeden Fall. Dazu gehören Posen wie der Baum (Vrikshasana), der Krieger (Virabhadrasana), die Brücke (Setu Bandhasana) und allgemein sanfte Drehungen. Wichtig: Yoga ist aber nicht nur gut für Osteoporose-Betroffene, sondern auch für diejenigen, welche die Krankheit schon im jungen Alter vorbeugen möchten.  

Dann gibt es aber auch bestimmt Yoga-Posen, die bei Osteoporose vermieden werden sollten, oder?

Ganz richtig. Gewisse Asanas oder Bewegungen sollten nicht ausgeführt werden, weil sie die Wirbelsäule übermässig belasten und das Risiko von Frakturen erhöhen können. Dazu gehören Posen wie Vorbeugen mit Rundrücken, tiefe Drehungen und extreme Rückbeugen. 

Was sollten Personen mit Osteoporose beachten, wenn sie mit Yoga beginnen?

Sanft einsteigen und auf die Signale des eigenen Körpers achten. So vermeidet man unnötige Überlastungen. Es ist ratsam, unter Anleitung eines erfahrenen Yoga-Teachers zu üben. Gegebenenfalls macht es auch Sinn, vor Beginn des Yoga-Programms eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren, um individuelle Einschränkungen oder Bedenken zu besprechen und geeignete Empfehlungen zu erhalten. 

Und wie oft sollte man Yoga praktizieren, um eine spürbare Veränderung zu erleben?

Es wird empfohlen, dass Personen mit Osteoporose idealerweise drei- bis viermal pro Woche für etwa 30-60 Minuten Yoga üben. Diese regelmässige Praxis ermöglicht es, die positiven Effekte von Yoga auf die Knochengesundheit, Flexibilität und Muskelkraft zu maximieren. 

Welche Tipps haben Sie für Menschen, die Yoga als Mittel zur Osteoporoseprävention ausprobieren möchten? 

Zunächst einmal sollten sie langsam und behutsam beginnen, um ihren Körper an die neuen Bewegungen und Herausforderungen zu gewöhnen. Das Motto lautet: «Geduld, Geduld, Geduld.» Denn Veränderungen in der Körperhaltung, Flexibilität und Muskelkraft brauchen alle Zeit, um sich zu entwickeln. Für Anfänger, die sich besonders unsicher fühlen oder spezifische Bedenken haben, kann es hilfreich sein, zunächst eine private Yogaklasse zu buchen. Auf diese Weise können sie gezielt und Schritt für Schritt erste Yogaerfahrungen sammeln, bevor sie sich in Gruppenkurse wagen. 

Und zum Schluss: Gibt es sonst noch andere Vorteile, die Yoga für Menschen mit Osteoporose bieten kann?

Das Gute an Yoga ist, dass es eine ganzheitliche Praxis ist. Sie fokussiert sich also nicht nur auf die Knochen oder Muskeln, sondern wirkt auch auf unsere Psyche. Durch regelmässiges Training kann man also auch Stress reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden steigern und so die Knochenkrankheit mit etwas mehr Ruhe angehen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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