Spoiler
- Eine Zahnspange kommt für Erwachsene meist dann zum Einsatz, wenn das Lächeln aus ästhetischen Gründen korrigiert werden soll. Aber auch Zahnfehlstellungen, wie der Tiefbiss oder vorstehende Zähne, lassen sich noch korrigieren.
- Die beiden gängigsten Methoden sind die feste Spange sowie Aligner, fast unsichtbare Kunststoffschienen.
- Ein Fachzahnarzt für Kieferorthopädie kann einen geeigneten Behandlungsplan erstellen, manchmal werden auch beide Methode kombiniert.
- Bei der Auswahl des Anbieters sollte man keinesfalls nur sparen wollen, da es grosse Qualitätsunterschiede gibt.
Für ein schönes Lächeln
Die meisten Erwachsenen entscheiden sich aus ästhetischen Gründen für eine Zahnspange. «Da sich die Zähne ein Leben lang bewegen, kann es im Alter noch zu Engständen oder Lücken kommen, die man korrigieren möchte. In den meisten Fällen geht es dabei um die Front», so Dr. Wiedmer. Neben dem Wunsch nach einem schönen Lächeln gibt es ausserdem Personen, bei denen eine Kieferfehlstellung in der Kindheit nicht korrigiert wurde oder bei denen man die Lücke schliessen möchte, nachdem ein Zahn gezogen wurde. Dann geht die Behandlung auch mit gesundheitlichen Vorteilen einher. «Viele Erwachsene in Europa haben einen Tiefbiss, dabei ragen die Oberkieferzähne deutlich über die Unterkieferzähne und können diese sogar verdecken. Treffen die unteren Schneidekanten auf das obere Zahnfleisch, beissen sich Betroffene selbst. Meist verstärkt sich der Tiefbiss mit fortschreitendem Alter und wer aufgrund von Stress die Zähne in der Nacht zu fest aufeinanderpresst, vertieft diese Fehlstellung noch weiter. Eine Zahnkorrektur mit Zahnspange kann also selbst im Erwachsenenalter noch zu einer massgeblichen Verbesserung führen – für die Optik und damit man wieder besser kauen kann.»
Welche Zahnspange für Erwachsene geeignet ist
Bei der Behandlung von Erwachsenen gibt es hauptsächlich zwei Methoden, jeweils einzeln oder kombiniert in einer Hybridbehandlung.
Die feste Zahnspange
Gerade bei komplizierteren Fehlstellungen verwendet man eine feste Zahnspange, um die Zähne im Knochen zu verschieben. Klassischerweise besteht sie aus Metallbrackets, welche auf den Zähnen befestigt werden. Durch diese wird dann ein Metalldraht geführt, um die Zähne in die gewünschte Position zu bewegen. Dieser wird regelmässig kontrolliert und angepasst, um die Zähne in die richtige Richtung zu lenken. Mit dieser Variante können grössere Kräfte wirken, um die Stellung zu korrigieren. Es gibt Brackets aus Keramik, die weniger sichtbar sind, dafür aber häufig mehr Zeit für die Korrektur beanspruchen. «Mittlerweile werden nur noch selten feste Zahnspangen auf der Innenseite verwendet, da sie sehr teuer sind und Aligner nun so gut entwickelt sind, dass das nicht mehr notwendig ist», erklärt der Experte.
Aligner: die ‹unsichtbare› Zahnspange für Erwachsene
«Wenn wir von einer Zahnkorrektur bei Erwachsenen sprechen, sind sogenannte Aligner, also transparente Schienen, die häufigste Behandlungsmethode», sagt Dr. Wiedmer. Bei Alignern handelt es sich um fast unsichtbare, transparente Kunststoffschienen, welche herausnehmbar sind und den ganzen Tag getragen werden. Man sollte sie nur zum Essen und Zähneputzen herausnehmen. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase stören sie kaum noch beim Sprechen. Über einen Scan wird ein 3D-Modell der Zähne am Computer erstellt und daraufhin eine Simulation, wie die Fehlstellung korrigiert werden kann. In regelmässigen Abständen von zirka zwei Wochen werden die individuellen Schienen durch neue ausgetauscht, um kontinuierlich Druck in die gewünschte Richtung auszuüben. Dieser Prozess wird durch die behandelnde Praxis immer wieder kontrolliert.
Hybrid-Methode
«Kleine kosmetische Korrekturen sind binnen sechs bis neun Monaten realisierbar. Sobald es komplexer wird, weil der Biss nicht stimmt, dauert es manchmal zwei bis drei Jahre. Wir wissen, dass nach einem Jahr die Motivation, die Aligner zu tragen, deutlich sinkt. Man könnte also nur mit Alignern arbeiten, aber das ist sehr stark von Patientinnen und Patienten selbst abhängig. Besser ist dann eine Hybridversion, bei der man mit einer festen Zahnspange anfängt und zum Schluss Aligner verwendet», erläutert der Zahnarzt.
Darauf kommt es bei Alignern an
Die Anbieter für die fast unsichtbaren Zahnspangen für Erwachsene sind zahlreich und die Preisunterschiede enorm. Die Kosten können zwischen 2’000 und 10’000 Schweizer Franken variieren, je nach Behandlung und Anbieter. «Bei der Korrektur spielt die Qualität des Materials genauso eine grosse Rolle wie die dahintersteckende Software. Bei namhaften Anbietern ist die Software so hochwertig, dass sie gerade bei einer komplexeren Behandlung mehr Möglichkeiten bietet», weiss Dr. Wiedmer. «Entscheidet man sich für einen günstigen Anbieter, ist immer die Frage, ob man wirklich Geld gespart hat. Denn wenn es nicht wie geplant funktioniert, summieren sich die Kosten schnell auf für weitere Schienen. Bei teureren Anbietern ist die Behandlung besser planbar und meist sind weitere Schienen zur Korrektur bereits inkludiert.» Aligner sind unter den Zahnspangen für Erwachsene eine tolle Möglichkeit, jedoch sollte man die Anbieter mit Bedacht wählen und nicht an der falschen Stelle sparen. Unser Experte hat für Interessierte einen wertvollen Rat: «Man sollte immer zu einem Fachzahnarzt für Kieferorthopädie gehen und sich dort beraten lassen. Viele günstige Anbieter haben nur Aligner und keinen Plan B. Ein Fachzahnarzt oder eine Fachzahnärztin hat zusätzlich nach dem Studium drei bis vier Jahre eine Ausbildung gemacht und kann daher breitgefächert und kompetent zu allen Methoden beraten und diese auch kombinieren für das bestmöglich Ergebnis. Mit Alignern lässt sich viel erreichen, wenn man die Erfahrung, das Fachwissen und hochwertigen Produkte hat, um den richtigen Behandlungsplan zu erstellen. Ich rate den Menschen immer dazu, zu jemandem zu gehen, der sich auskennt und der unterschiedliche Varianten aufzeigen kann.»
Risiken, Nebenwirkungen und Grenzen der Zahnspange für Erwachsene
«Man sollte wissen, dass unabhängig von der Methode die Zähne durch das Bewegen gelockert werden. Es dauert vier bis sechs Monate nach Behandlungsabschluss, bis der haltende Bandapparat wieder fest ist. Daher sollte man einen Retainer, einen Draht an der Zahninnenseite, welcher die Zähne in Position hält, oder einen Aligner für die Nacht einsetzen, um die Zähne zu fixieren, sogar bei kleinen Korrekturen. Im Idealfall bleibt der Retainer lebenslänglich drin.» Sorgen darum, dass Zähne ausfallen, müsse man sich aber nicht machen, sie festigen sich nach der Behandlung wieder. «Es kann jedoch wirklich ein Zahn verlorengehen, wenn eine Parodontitis vorliegt. Diese muss daher immer zuerst behandelt werden, bevor eine Zahnspange zum Einsatz kommt», warnt der Arzt. Eine mögliche Folge einer intensiven Verschiebung durch eine Zahnspange für Erwachsene kann zudem ein Zahnfleischrückgang sein. Grundsätzlich kann man die Zähne nur im Knochen verschieben, dieser lässt sich im Gegensatz zu Kindern nicht mehr verändern. Bei der Planung der Korrektur muss demnach dafür gesorgt werden, dass die Zähne noch perfekt im Knochen sitzen.
Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen
Apropos Kinder … Wo liegt eigentlich der Unterschied bei Zahnspangen, die für Erwachsene geplant werden im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen? «Bei Kindern ist der Kiefer noch verschiebbar im Wachstum und eine Kieferkorrektur ist durch eine Spange möglich. Bei Erwachsenen kann man bei einer Kieferfehlstellung nur chirurgisch nachhelfen», so Dr. Wiedmer. Ausserdem ist der Knochen bei Kindern weicher, sodass leichter vorherzusehen ist, wie schnell sich die Zähne bewegen. Einmal ausgewachsen ist es schwieriger vorauszusagen, wie weit sich der Zahn pro Monat schieben lässt. «Hinzu kommen bei manchen Patientinnen und Patienten Implantate, sie sich natürlich nicht verschieben lassen.»